In Geislautern erstes Eisenwerk in der Grafschaft Saarbrücken
In Geislautern fanden sich dafür günstige Bedingungen: Der Warndtwald lieferte das Holz zur Gewinnung von Holzkohlen in zahlreichen Meilern, auf dem Geislauterner Bann war Erz zu finden, der Lauterbach lieferte die Wasserkraft zum Antrieb der Wasserräder für die Blasebälge des Hochofens und für die Poch- und Hammerwerke. Graf Johann IV. von Nassau-Saarbrücken erteilte 1572 Georg Sturz, Hans und Claus Arnet, die Eisenerzvorkommen bei Fischbach, Sulzbach und nahe bei Geislautern entdeckt hatten, das Recht, während fünf Jahren Eisenerz in der gesamten Grafschaft zu schmelzen und Schmelzen und Hammerwerke zu errichten. Der Graf stellte ihnen dafür das notwendige Gelände zur Verfügung, ebenso das notwendige Bauholz. Die Konzessionäre durften Holzkohlen in den gräflichen Wäldern gewinnen. Der Graf zeigt sich aber für seine Zeit schon recht umweltfreundlich, als er im gleichen Vertrag eine Klausel einbrachte, die zur Schonung der Wälder den Hüttenleuten ein Vorkaufsrecht auf Steinkohlen einräumte und sie ermutigte, ohne Zinsleistungen solche zu suchen und graben zu lassen.
Aus Unterlagen geht hervor, daß die Eisenhütte nicht durchgehend in Betrieb war. Betriebsunterbrechungen hatten verschiedene Gründe: Erz- und Holzkohlenmangel oder fehlende Wasserkraft bei langer Trockenheit. Der hereinbrechende 30jährige Krieg bereitete dem Aufblühen der Eisenhütte in Geislautern ein jähes Ende. Rund 100 Jahre dauerte es, bis wieder industrielles Leben in Geislautern entstand. Die nassauischen Herrschaften bauten das zerstörte alte Eisenwerk wieder auf. Takenplatten (Ofenplatten) aus dem Jahre 1733 belegen den Neubeginn. Unter dem Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken (1740-l768) nahm das Werk einen großen Aufschwung. Doch auch damals schon gab es Sorgen um eine intakte Umwelt. Wollte man 1728 noch eine neue Schmelze anlegen, ,,um das todte Capital der Waldungen zu Nutze zu bringen", so kam es 1766 zu heftigen Auseinandersetzungen mit der fürstlichen Forstverwaltung wegen der angeorderten Holzmengen.
Dennoch wuchs das Geislauterner Unternehmen ständig. Seine größte Blütezeit erlebte das Geislauterner Hüttenwerk in der napoleonischen Zeit. Napoleon richtete hier eine Berghochschule ein, die für Hüttenwesen und Bergbau neue Betriebsmethoden entwickelte. Der Belgier van den Broek erfand hier neue Verzinnungsverfahren, versuchte erstmals erfolgreich, ,,mittels Steinkohlen" einen neuartigen Stahl herzustellen. Die Verkokungsversuche hatten das Ziel, nach und nach Steinkohle anstelle von Holz beim Verhüttungsprozeß zu verwenden. Um 1820 liefen hier - leider erfolglose - Versuche mit einem Dampfwagen, der die Transportprobleme erleichtern sollte.
1840 wurde in Geislautern der älteste Koksofen des Saarlandes angeblasen. Trotz all dieser Erfolge kamen die preußischen Behörden zur Ansicht, daß die Verwaltung eines Hüttenwerkes durch den Staat nicht vorteilhaft sei. Sie beschlossen, das ,,bisher für Rechnung des Staates verwaltet gewesene Königlich preußische Eisenhüttenwerk zu Geislautern durch öffentlichen Verkauf auf das Meistgebot der Privatindustrie zu überlassen". 1827 kaufte die Dillinger Hütte das Werk für 40 000 Taler. Mit dem Erwerb des Geislauterner Werkes bekam die Dillinger Hütte einen lästigen Konkurrenten in den Griff. Es war fortan nur noch ein Nebenbetrieb von Dillingen. Zunächst wurde zwar noch die Produktion erhöht, doch als sich anderswo verkehrstechnisch bessere Bedingungen ergaben, wurde die Produktion in Geislautern rasch zurückgefahren und 1874 endgültig eingestellt. Die Werksanlagen wurden nach und nach abgebaut und nach Dillingen geschafft Die Arbeiter fanden Beschäftigung in dem neuen Völklinger Eisenwerk. 1884 wurde das Werk verkauft. Heute ist das ehemalige Betriebsgelände im Besitz der Mühle Abel & Schäfer.
Quellen:
SZ (15.10.1973): Eisenerz fein säuberlich abgebaut
SZ (11.03.1978): Bergbau am Hallerkopf
SZ (20.08.1974): Erster Standort der Eisenindustrie Bauernfeind
SZ (03.11.1989): Hermann: Aus der Geschichte der Geislauterner Eisenhütte
Flaus, Pascal: Überblick über die industrielle Entwicklung im Warndt und Rosseltal von der Antike bis zum ersten Weltkrieg (Zur Geschichte des Warndts, Nr. 84)
Gross, Rudolf : Die Eisenhütte Geislautern (Zur Geschichte des Warndts, Nr. 66)
Hoppe, Werner: Das ehemalige Eisenwerk Geislautern und seine Berg- und Hüttenschule (Zur Geschichte des Warndts, Nr. 38)
Schneider Nikolaus: Die Eisenhütte in Geislautern(Klick, Schulzeitung der Schloßparkschule)